Naginata-Kampfkunst
Mein Mann Michael Stapel übt die Kampfkunst beruflich aus und ich bin unweigerlich im Lauf der Jahre auf diese Künste immer neugieriger geworden.
Vielleicht war es eine wunderbare Fügung, daß der japanische Trainer meines Mannes, Großmeister Jun OSANO, auch in frühen Jahren die Ausbildung in der uralten Kunst des Naginata Jutsu erhielt und diese Kunst heute an mich weitergibt, um es in der Tradition zu bewahren, daß in erster Linie Frauen diese Kunst ausüben sollten.
Anazawa Ryu Naginata. Doch lassen Sie mich kurz erläutern, um was es sich dabei handelt:
Die Naginata ist eine Stangenwaffe, die aus dem japanischen Mittelalter stammt. Sie wurde schon vor über 1000 Jahren von den Samurai, den Samurai-Frauen und den japanischen Kriegermönchen eingesetzt. Vereinfacht gesagt, ist eine Naginata kein Speer, sondern ein Schwert mit einem sehr, sehr langen Griff. Sie wird hauptsächlich in mächtigen, raumgreifenden Schnittbewegungen geführt und kann auch für Stiche eingesetzt werden. Wegen ihrer großen Länge kann man einen Gegner leicht über die gesamte Körperlänge hinweg angreifen.
Die Glanzzeit der Naginata war in etwa das 8. - 14. Jahrhundert, als der Einzelkampf die Norm war und die Kontrahenten vor dem Gefecht die Verdienste ihrer Vorfahren aufzählten. Sie gehörte zum standardmäßigen Repertoire eines Samurai wie Schwert, Bogen, Speer, etc. Während die Naginata im Laufe der Zeit mit der Entwicklung zum Formationskampf hin ihre Rolle auf dem Schlachtfeld verlor, wurde sie aufgrund ihrer Reichweite und der großen Hebelwirkung im 17. bis 19. Jahrhundert die Waffe, an der viele Frauen von Stand ausgebildet wurden, um Haus und Hof und natürlich sich selbst zu verteidigen.
Naginata ist heute auch der Name für den Kontaktkampfsport, der den Umgang mit der Naginata lehrt und sowohl körperliche, als auch geistige Fähigkeiten trainiert. Im Wettkampf greifen die Kontrahenten genau festgelegte Körperpartien an, die durch eine Rüstung geschützt werden. Der besondere Reiz an Naginata liegt darin, daß die Trefferzonen über den gesamten Körper, von Kopf, Hals, Rumpf und Handgelenk bis zum Unterschenkel, verteilt sind.
Eine weitere Spezialität ist, daß sowohl die angedeutete Klinge aus Bambus als auch der hölzerne Stock im Kampf eingesetzt werden können.
Auf der einen Seite fördert Naginata Ausdauer, Geschicklichkeit und Reaktionsvermögen, auf der anderen Seite werden Selbstdisziplin, Konzentration und Entschlußfähigkeit geschult. Darüber hinaus ist Naginata von den Werten des japanischen Rittertums wie zum Beispiel Tapferkeit, Respekt, Rechtschaffenheit, Güte und Ehre geprägt.
Neben der sportlichen Betätigung dient Naginata der Charakterbildung und der Persönlichkeitsentwicklung.
Geschichte und Charakteristik der Schule „Anazawa Ryu Naginata":
Anazawa Ryu Naginata war eine der populärsten Naginata Ryu der Edo-Periode (1603 – 1868).
Diese Schule wurde von dem größten Samurai seiner Epoche gegründet: Anazawa Jokin, von dem man erzählt, dass er in seinem ganzen Leben von niemandem besiegt wurde.
In der späten zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gründete er das Anazawa-Ryu. O-Shihan Anazawa Jokins verstarb vermutlich um 1614.
In der Legende der Meister sieht man, dass nur Männer (Samurai) diese Kampfkunst ausführten. Dies ist darin begründet das Bujutsu der Edo-Periode, und auch schon vorher, nur ein Samurai Bujutsu-Shihan werden konnte.
Anazawa Ryu Naginata wurde zum Schutz der Samurai-Frauen gegründet.
Die Samurai-Frauen übten sich in dieser Kunst, um im Notfall sich selbst, oder die Ehre ihrer Familie verteidigen zu können.
Es war für Samurai-Frauen unmöglich offiziell als Lehrerin zu fungieren.
Dies war dann erst in der Meiji-Periode (1868 – 1912) unter Tenno Mutsuhito möglich.
Anazawa Ryu Naginata bevorzugt die Kreuzschnitt-Methode. Die Kreuzschnitt-Techniken sind sehr dynamisch und schwungvoll. Querschnitt-Techniken sind selten und es gibt nur ein paar Techniken.
Die zweite Charakteristik Anazawa Ryu ist das Laufen mit sehr kleinen, kurzen Schritten. Durch das Tragen des Kimonos war es den Samurai-Frauen nicht möglich mit weitausgreifenden großen Schritten zu gehen. Onuma-Sensei war dann die erste Frau mit Lehrerlaubnis, und sie war Shihan von Igarashi-Sensei. Onuma-Shihan und Igararashi-Sensei waren beide Töchter aus großen Samurai-Familien. Igarashi-Sensei's Großvater war der Bujutsu-Shihan in Shinjo-han (jetzt Yamagata Pref.)
Igarashi-Sensei erhielt ihre Lehrerlaubnis im Alter von 18 Jahren 1928.
Ich bin mir der Ehre bewußt die ich durch Großmeister Osano erhalten habe und werde mein bestes tun, dies traditionsreiche Kunst zu bewahren.
Ihre Eva Stapel
--------------------------------------
Sui-Getsu-Dojo®
das Dojo für Kampf - Kunst - Kultur
www.sui-getsu-dojo.de
- Details