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IMG 20160302 WA0004Türmerin über Freiburg

 Es ist etwas Seltsames mit diesem Türmer-Dasein: Man fragt sich, wie das sein wird, dort auf dem Dach bei Sonnenaufgang. Wie lange eine Stunde sein wird – ohne Uhr und Handy. Was man sehen, was man hören und empfinden wird. Und dann ist alles ganz anders als gedacht.

Es ist mein 60. Geburtstag und schon im Mai 2015, als ich von dem Kunstprojekt (ja, es ist Kunst, noch dazu demokratische, an der sich jede und jeder beteiligen kann) las, wusste ich: Das ist der richtige Start in

ein neues Jahrzehnt für mich! Etwas Besonderes, etwas Eigensinniges – und damit auch etwas Eigen-Sinniges, das zu mir passt. Einige reagierten verständnislos: Was soll das? Wozu ist das gut? Was hat man davon? Ich kann vorwegnehmen: Es war für mich gut. Es war eine großartige und nachhaltige Erfahrung-

 

Es duftet nach dem rohen Holz des Ausgucks, es ist warm und angenehm im Aufbau neben dem Schriftzug „(HE)ART OF THE CITY“, draußen tobt der Wind. Ich fühle mich wohl und geborgen hier, in dieser stillen Stunde, in der es noch wenig Passanten gibt und niemand zu mir emporschaut. Mein größter Wunsch – eine Tarnkappe, um ungesehen beobachten zu können – ist damit für eine knappe Stunde in Erfüllung gegangen. „Knappe Stunde“, weil sich in das nun schon vertraute Bild der wallenden Wolken, der sich wie ferngesteuert bewegenden Straßenbahnen, Müllautos, Baufahrzeuge in der erwachenden Stadt Gestalten schieben, die mir bekannt vorkommen: Acht PartnerInnen – ach was: FreundInnen – meines Netzwerks finden sich gegenüber meines Ausgucks ein, entrollen ein „Happy-Birthday“-Transparent, schwenken Herzballons und halten Zettel mit „We love Sigrid“ hoch. Ich bin sehr gerührt. Ein Ballon löst sich vom Halter, später geht eine Frau mit Kinderwagen vorbei, an dem das Herz befestigt ist. Was für eine wunderbare Metapher…

 

Am auffälligsten ist, dass sich Aussichten und Einsichten ergänzen, zu einem Ganzen fügen. Zu einem ganz präsenten Da-Sein. Das vorherrschende Gefühl an diesem Morgen ist: Dankbarkeit. Für 60 Jahre ohne große Katastrophen und Verluste. Für gute und beste Freunde. Für Zeiten der Stille und des Innehaltens. So kann es weitergehen! Und eigensinnig natürlich…

 

Danke an meinen kundigen und zugewandten „Begleiter“ Peter, der mich sicher aufs Dach und heruntergeleitet hat und mir mit seinen Gedanken über „Wohlstand“ eine wichtige Denkanregung gegeben hat.

Infos: zum Kunstprojekt „Die Türmer von Freiburg“ gibt’s unter www.dietuermervonfreiburg.de.
Auch wenn bereits alle Sonnenauf- und –untergangstermine vergeben sind, lohnt sich eine Eintragung auf der Warteliste. Nach Ende des Projekts im Juni werden die Fotos aller TürmerInnen und ihre im Theater gesammelten Eindrücke auf der Webseite veröffentlicht.

Bericht und Foto: Sigrid Hofmaier
www.heimvorteil-freiburg.de

 

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