Lesetipp: Afrotopia
"Dunkler Kontinent", "Elendsgebiet" oder "Rohstofflager der Welt", noch immer denken und reden wir über Afrika in Stereotypen. Und noch immer ist der Maßstab, mit dem wir den Zustand und die Perspektive des Kontinents beurteilen, das Entwicklungsmodell des Westens, selbst wenn sich dieses als höchst ruinös erwiesen hat. In seinem bahnbrechenden Manifest, das zugleich Analyse und Utopie ist, fordert Felwine Sarr eine wirkliche Entkolonialisierung Afrikas, indem es sich auf seine vergessenen und verdrängten geistigen Ressourcen zurückbesinnt, ohne dabei den Kontakt...
mit der Moderne zu verleugnen. So findet sich eine Fülle kulturellen und geistigen Reichtums, die auf ein anderes, ausgeglicheneres Verhältnis zwischen den Menschen und zwischen Mensch und Natur verweist. Die afrikanisch Kulturrevolution bietet zudem für den Rest des Planeten dringend benötigte Anstätze, um eine bewusstere und würdevollere Zivilisation zu begründen. In 35 Jahren wird ein Viertel der Weltbevölkerung in Afrika zuhause sein - höchste Zeit, die verborgene Lebenskraft des Kontinents zu entdecken und das Zeitalter des Afrofuturismus einzuläuten.
"Afrotopia", geschrieben von Felwine Sarr, Professor für Wirtschaftswissenschaften aus dem Senegal, ist ein authentischer Aufruf für die Selbstbestimmung des afrikanischen Kontinents in kulturellen, künstlerischen und politischen Diskursen. "Dieses Afrika, das ist und das wird, ist vielgestaltig", schreibt Sarr und beklagt, das derzeitige Afrika könne nicht vollständig in der "Verwestlichung", die es seit der Kolonisierung erlebt, aufgehen. Es wird also Zeit für eine vollständige Entkolonisierung Afrikas.
Es lohnt sich, sich die Zeit zu nehmen, in Felwine Sarrs Gedanken zu Moderne, Heimat und Revolution in einem postkolonialen Afrika einzusteigen.
KF
- Details